In unserer Umsetzung wollten wir die zeitlosen Stärken der Barockoper hervorheben. Barocke Opern berühren uns heute v.a. durch die Musik: sie ist reichhaltig, unmittelbar berührend und leuchtet ein breites Spektrum von Affekten aus. Dagegen erschweren antikisierende Stoffe, komplizierte Handlungsstrukturen und ein relativ enges formales Korsett (Rezitativ – Arie) einem zeitgenössischen, insbesondere jungen Publikum den Zugang zu dieser Gattung. 

Dem wollten wir mit unserem Umsetzungskonzept Rechnung tragen. Wir versuchten, die Oper sowohl inhaltlich wie musikalisch zu verschlanken. Wir rückten zum einen die Figur der Cleopatra ins Zentrum und fokussierten auf deren Entwicklung von der unscheinbaren Schwester eines Königs zur machtgierigen Herrscherin. Zum andern kürzten wir die Oper stark, indem wir einige Figuren strichen, die meisten Rezitative wegfallen liessen und die ‘Da Capi’ kürzten. Damit wurde die Musik kompakter, kurzweiliger und leichter zugänglich. Neu führten wir einen Erzähler ein, der das Publikum in deutscher Sprache durch die Handlung führte. Der Erzähler war anfangs eine Instanz ausserhalb der Geschichte und sprach als zeitgleiche Person direkt zum Publikum. Im Verlauf der Vorstellung wurde der Rahmen einer konventionellen Barockoper verlassen. Cleopatra begann in die erzählte Handlung einzugreifen. Sie versuchte aus Unzufriedenheit ihr eigenes, längst niedergeschriebenes Schicksal selbst zu bestimmen. Durch die Interaktion mit dem Erzähler durchmischten sich die verschiedenen Zeitebenen, Sprachen und Kunstgattungen. Die längst vergangene Geschichte und die alte Musik wurden neu belebt und die Geschichte einer der spannendsten Frauen mit neuen Scheinwerfern beleuchtet.

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Catalogue de Fleurs 2021