Geschriebenes
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Bubenblumen – Flieder
Fliederblumen heiss ich jene Wesen,
die zahmen, in den grünen Heiden,
die hoffnungsvoll dein’ Wunsch ablesen,
fein artig ihre Köpfchen neigenum, euch zu schützen vor manch Kluft,
dir säuseln liebste Melodei’n,
die süsser dich verfolgen als ihr Duft,
derweil sie still sich deiner Lust erfreu’n.Nie wird er dein Vertrauen brechen,
die Süsse seiner Worte dir verschmäh’n,
kein Reiz wird deine Liebe stechen,
stumm wird er ewig mit dir geh’n. -
Bubenblumen – Sonnenblume
strahlende Blüten, saftige Kerne,
sonnblumengelb, so mag man’s gerne,
breites Grinsen, freche Jugend,
braune Backen, kein Sinn für Tugend,
sportlich gezeichnet, stolze Stängel,
hoch gewachsen, sonnige Bengel;
so kräftig sie scheinen,
so zerbrechlich sie weilen,
einmal geknickt,
ihr Jubel erstickt,
baden in Unglück und Pein rund um sie rum,
lautloses Schluchzen, verstummt vor Verwundung,
geboren zu wachsen, in Grösse und Wonne,
die Nase weit oben, immer gen Sonne,
kein Platz bleibt frei neben breiten Köpfen,
kein Raum den kleinen, schwachen Geschöpfen,
ihr Protz indes flinken Gestalten nützt
unter ihnen lebt’s sich vor Gefahren geschützt -
Bubenblumen – Eisenhut
Garst’ge Buben Eisenhut
mit unantastbar tiefer Seele,
mit missverständlich blauem Blick;
ihre viel zu langen Glieder
krallen sich so manch’ Geschöpf:
geloben Liebe, Schutz und Wärme,
fesseln inbrünstig verängstigte Wesen,
die, ehrfürchtig ihre Sonderheit betrachtend,
sich hilflos ihre Nähe suchen,
und wie sie schwören,
von ewiger Treue,
und wie ihre Wurzeln
nach Nahrung lechzen,
und wie der Boden,
durch stetiges Spenden,
heimlich erschlafft, sich durch sie entkräftet,
so fliessen zeitgleich durch ihre Stängel
tödlich Gift in die Adern
der liebenden Kreatur. -
Bubenblumen-Schneeglöcklein
So bleibet mir einzig noch eine zu nennen, als Frühchen der Blumen bezeichnet man sie,
ich glaube zu wissen, du würdest sie kennen, denn ihre Ankunft entgeht uns nie.
Entschlossenen Muts dringt sie kühn hervor, durchbricht die gefrorne weiss kalte Decke,
stösst unbeirrt sich immer höher empor, befreit sich aus ihrem geschützten Verstecke.Bescheiden sich neigend, ganz in sich gekehrt, verwandelt sie Blicke von starr zu weich,
mein erstes Lächeln den Lippen entbehrt, gelockt durch ihre Blüten bleich.
Des zarten Glöcklein hellglockiger Klang läutet geräuschlos den Frühling ein,
erweckt der Amsel frohsinniger Sang, setzt längst vergessene Triebe frei.Und wird durch die Sonne der Sommer entfacht, bedecken den Boden alldenkliche Kräuter,
und stehet die Wiese in farbiger Pracht, besinnt man sich schwerlich der bleichblonden Häupter.
Die Buben, die nie eine Liebe sich finden, nie Diener ihres Geschlechtes werden,
sind jene, die selbstlos vom Boden verschwinden. Schneeglöcklein sind’s, die unberührt sterben. -
Monomalve
Ich wollte meinen Malven neust
mehr Raum zum Sein verschaffen.
Die beiden Malven sollten neu
weit auseinanderklaffen.Hartnäckig hielten sie sich fest,
verzehrten meine Launen,
erschöpft ergab ich endlich mich
und merkte jetzt mit Staunen,
wie starre Wurzeln krampfhaft
ineinander sich gewunden –
die eine glaubt auf ewig
an das andre sich gebunden.Die Wurzeln löste ich, mit Bang,
die Wunde zu verschlimmern,
und einmal hört' ich einen Klang,
als würden Malven wimmern.Glaubt mir, liebe Malven mein,
bald badet ihr in Wonnen,
die ungeteilte Sonne wird die Trauer
euch besonnen.
Lasst eure freien Wurzeln tief
sich in den Boden schlingen –
denn können freie Blumen noch viel
schön're Blüten bringen. -
vers
avec la tête si lourde
et la bouche si gonflée
il ne nous reste plus qu'à laisser
bruire les pensées dans une direction insoupçonnée
comme des papillons
avec les ailettes blessées -
de chevelure
C’est le chagrin du mouton
qui titille mon petit orteil
les cils s’agglutinent comme du caoutchouc
tout en bataille. Quel affront! -
Notturno
À côté du réverbère éblouissant
près de la forêt
elle se cache derrière une pierre
et ne parle que parce que personne l’écoute -
d'amour
La coccinelle s’allonge sur son dos
elle se languit de son bien aimé
la vague arrive et se gorge d’elle
et le papillon se perd dans le ciel -
Pitschis Reise I
Je näher du an seinem Tische sitzt,
deinen Rücken ihm erlaubst zu streichen,
je öfter seine Augen deine Seele treffen
und dein Blick zu seinem Schreck
den seinen mag erweichen,
je mehr du schlafen darfst
auf seinem Kissen,
je mehr du Nähe zu ihm
kannst bewahren,
je mehr du deine Wärme
ihn lässt wissen,
desto mehr wirst du
von diesem Menschen
Menschlichkeit erfahren. -
Bogatelle
Später Oktober im Botanischen Garten
über Baumeskronen drüberwaten,
Schatten werden länger, bedrückt werd ich fester,
warten auf November und die liebste Schwester.Von goldigen Armen besäuselte Lider
werfen sich der Schwerkraft nieder
und erlauben es, den geschützten Pupillen,
warmrotes Licht in sich hineinzuschlingen.So sassen wir da
hinter uns der gemeinsame SchattenWie gern hab ich mir ausgemalt
was im Oktober alles so strahlt. -
Kernkraft
Ich träume neulich ständig
von Dingen die mich schrecken,
mir träumet dann als flieh’ ich
Gestalten die mich fecken.Alte, blasse Blicke,
wie Pfeile sie mich jagen,
mein Kern sie wollen ersticken,
die Zähne sich wund an ihm nagen.So treib’ ich durch trägen Sand,
ein Acker ohne Korn,
sie wollen mir greifen die Hand,
mich zwängen in ihre Form.Die Arme nach mir lechzen,
ein Pfeil trifft meine Lungen,
ich zieh in raus und ächze:
mein Kern, in Stücke zersprungen.Sie kriechen zu mir, im Stillen,
bejubeln stumm ihren Fang,
und ziehen mir gegen den Willen
die eiserne Rüstung an.Doch träumte ich vor heute
die Lunge blieb mir heil;
die Spitze war gegen die Meute,
und war es ein Pfahl und kein Pfeil.Mit eben jenem Pfahl
hab’ ich sie statt meiner entkernt.
Sagt, träume ich zu radikal,
oder habt ihr das Träumen verlernt? -
lide im mide
i ha immer denkt, ds schrecklechschte Gfüu sig das schlabrige Salatblatt im essigtränkte lauwarme Wasser aazlänge
jitz zucki nur no es bitzeli zäme, wenn das Grüs mini sensibli Hand berüehrt
wüu mittlerwile gloubi z wüsse wases ufsech het, säuber das schlabrige Salatblatt z si
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Nummer irgend
guet 17tuusig Fantasie jage i sim Chopf,
jedi rennt ar anger na und packtse grob am Schopf,
eis Gemetzu, eis Verletze, eis enang es Bei ga steue,
nid zuelose, schreie, gränne
und ändlech mau glost-wärde wöue.u zmitzt i däm Gewusel steit erschöpft es Gschöpf ellei,
müed vom vile Dürenang wett's wäg und nur no hei,
u doch blibts stah, geit nid vom Fläck und denkt "i darf hie gar nid weg wüu z Gwusu isch mis und i bi z Gwusu und das löstsech nur weni härelose""Los! Dir dunkle Fantasie, redet wasder z säge heit,
i lose zue, probier z verstah und sägnech wies de wittergeit”,
z Gschöpf hockt ab und nimmtsech Zitt und d Närve wos doch gar nid hett
nur wüus das Gwusu nümme wett.so fösi a, die Fantasie, chlage eis ums anger,
vo dere Angst, der Wuet, der Sorg, der Seel vou Truur und Jammer,
enttüscht, dass niemer härelost, dass niemer luegt was ume schwirrt a böse Gfüu
u dickem Schmerz,
elleini gla,
verstört,
verirrt.u so nimmt z Gschöpf die Fantasie liebevou ar Hand,
u striichlet die erschöpfte Schöpf bis z Gwusu sich entspannt,
u leitsech müed und zfride hi und denkt
"wo bini solang gsi für au die arme Sorge",
und schlaft so bis i Morge.derwile het üs, liebi Lütt, d Moral vo links ufghout,
d Moral vor Gschicht vo dene Fantasie tönt wiefougt:
lueg guet was für Fantasie im Dunkle umelungere,
luegse a, s bringt zwar nid viu, si geng no daaber si schlummere